Langsam habe ich wieder Kraft und ich muss auch nicht mehr den ganzen Tag schlafen.
Ich habe die schon lange geplante dritte "Asia Lampe" für mein Wohnzimmer gedruckt und zusammengebaut.
Es hat einige Tage gedauert aber ich habe endlich mal wieder etwas geschafft ...
Heute stand wieder ein Arztbesuch an.
Fäden ziehen und ein Gespräch zu den Laborergebnissen des entfernten Tumors.
Erst einmal langes Gesicht: Nach fast 2 Wochen liegen die Ergebnisse noch immer nicht vor ... ist ja auch nicht wichtig, geht nur darum ob ich an Krebs ins Gras beißen muss oder nicht.
Mein Arzt hat versprochen, er ruft beim Krankenhaus an, da die Ergebnisse längst hätten da sein müssen. Er meldet sich sobald er etwas weiß.
Also leider weiter warten.
Dann eben nur Fäden ziehen ... mir wurden schon einige Fäden gezogen, aber das waren die unangenehmsten (Und ich hatte schon eine Vasektomie !). Aber ok ... man hat mir noch nie Löcher durch Bauch und Muskel gemacht also wird das wohl so müssen.
Zuhause angekommen ein Brief im Postkasten: Im Juli hatte ich Röntgenbilder eingereicht da mein Arbeitgeber gerne nachsehen möchte ob ich Asbest in meiner Lunge habe ... früher habe ich in Asbestbelasteten Räumen gearbeitet.
Ergebnis: Sauber ! Keine Ablagerungen in meiner Lunge .... Schön, auch wenn ich da gar nicht mehr dran gedacht habe freut es mich zu hören wenn ein Teil meines Körpers in Ordnung ist.
Nachmittags kam dann schon der Anruf meines Urologen zu meinen Pathologieergebnissen:
Wie erwartet handelte es sich um einen bösartigen Tumor. Es war also tatsächlich Krebs !
Das Gute: Von den bösartigen Tumoren war diese die am wenigsten aggressive Art. Die Operationsränder sind sauber und die Lymphknoten rundherum auch.
Auf Deutsch: Der Krebs wurde vollständig entfernt und hatte sich nicht verbreitet.
Ich gelte vorerst als geheilt !
Krebsfrei gelte ich zwar erst in 5 Jahren, ich muss nun alle 3 Monate zur Nachuntersuchung. Aber erst einmal bin ich geheilt !
Vielleicht war es Glück im Unglück ... vielleicht habe ich nun den Krebs den so viele in meiner Familie bekommen hinter mir !
Besonderen Dank an die Praxis Dr. Uellendahl in Dülmen die den Tumor so früh entdeckt haben, und einen Dank an das Marienhospital in Marl die das ganze schnell und vollständig entfernt haben und die Schwestern die sich in der Zeit um mich gekümmert haben als ich dort lag.
Ich bin endlich wieder zuhause.
Auch wenn man sich im Krankenhaus wirklich gut um mich gekümmert hat ist es zuhause doch viel schöner ... ich habe mein Wasserbett so sehr vermisst. Besonders wenn man fast den ganzen Tag liegt merkt man das !
Beim Arzt hier war ich auch schon ... 4 Wochen krank geschrieben ... so etwas hatte ich noch nie, ich weiß gar nicht wie ich damit umgehen soll ... ich dachte ich kann nach 2 Wochen wieder arbeiten.
Ich muss aber selber zugeben dass das unrealistisch ist, ich darf nicht mehr als 5 Kg heben und bin nach ein paar Treppenstufen oder duschen gehen so fertig das ich sofort wieder für Stunden einschlafe.
Ich kann es mir nicht schön reden, ich bin noch lange nicht fit.
Pathologie Ergebnisse gibt es leider noch keine.
Nächsten Montag kommen die Fäden raus und dann bekomme ich endlich Klarheit wenn die Laborergebnisse vorliegen.
Heute wurde mir der letzte Schlauch gezogen und ich kann mich wieder bewegen und duschen !
Dies ist ein riesengroßer Schritt, denn nun kann ich wieder vor meinen traurigen Gedanken weglaufen.
Vormittags bin ich das erste mal bis zum Eingang gelaufen und nach dem Abendessen dann einmal um das ganze Krankenhaus ... das macht den Kopf frei und hilft.
Ich bin danach zwar jedes mal fix und fertig und schlafe auf der Stelle ein, aber es tut gut.
Die OP ist gerade ein paar Tage her und ich muss zugeben: Ich befinde mich gerade an einem absoluten Tiefpunkt.
Es sind nicht einmal die Dauerschmerzen, die kriege ich mit den vielen Schmerzmitteln gut in den Griff ... ich bin grade einfach in einer unglaublich depressiven Stimmung ... Jetzt, genau jetzt hätte ich die Frau an meiner Seite gebraucht, die Partnerin die mich am Tag meiner Krebsdiagnose einfach hat fallen lassen.
Ich kann nicht spazieren gehen um diesen Gedanken zu entfliehen und schaue den halben Tag auf die weiße Krankenhauswand. Meine Eltern und mein Sohn besuchen mich täglich, aber dennoch rutsche ich gerade ab.
Es ist nicht einmal die Angst vor den Ergebnissen der Pathologie, das ist mir im Moment alles eher unwichtig.
Der Gedanke irgendwann alt und einsam zu sein und dann nicht nur ein paar Tage sondern Monate oder Jahre in so einem Krankenhausbett zu liegen und den Tag auf die Wand zu schauen wird gerade zu einem echten Albtraum.
Gestern war es "endlich" so weit ... ich wurde operiert
Im Fachjargon heißt es: Nieren Teilresektion
Auf deutsch: Es wurde mir ein Stück meiner Niere samt Tumor entfernt.
Die Narkose hat mich gute 20 Stunden umgehauen und nun geht es mir "bescheiden"
Die OP ist gut verlaufen und der Tumor ist raus, das ist alles was ich bis hierher weiß.
Der Begriff "Minimalinvasiv" hat mich ehrlich gesagt glauben lassen das es "Kindergeburtstag" ist, einen Tag und dann geht es mir wieder gut und ich mache im Krankenhaus "meinen Kram". Ipad und Laptop stehen bereit ... aber mir geht es einfach zu mies um irgend etwas zu tun.
Entweder habe ich die OP unterschätzt, oder mich überschätzt, auf jeden Fall geht es mir schlecht, ich habe Schläuche in mir stecken die da nicht reingehören und mir tut jeder Knochen weh.
Aber es gibt Schmerzmittel so viel ich will ... das hilft !
Heute habe ich die Voruntersuchungen für meine OP am Freitag über mich ergehen lassen.
Es ist soweit alles OK und die OP wird am Freitag stattfinden. Morgen wird mich jemand anrufen und mir die Uhrzeit nennen.
Soweit so gut !
Was neu ist: Es gäbe auf einmal keine Zweifel mehr an der Bösartigkeit meines Nierentumors, dies wäre aus CT und MRT gut ersichtlich.
Puh .. ein kleiner Schock, irgendwie hatte ich immer noch die Hoffnung darauf das er sich als gutartig herausstellt.
Aber es würde sich nichts ändern ... der Tumor wurde glücklicherweise sehr früh erkannt und eine Streuung wäre auszuschließen. Nach dem Entfernen wird um 6 Monatstakt geprüft werden ob dort wieder etwas wächst.
OK ... nicht schön aber was will man machen.
Das Aufklärungsgespräch ... na ja.
Ich hatte extra vorher nicht großartig recherchiert was alles daneben gehen kann um mich nicht verrückt zu machen ... tja das habe ich nun in voller Dosis bekommen.
Es ist mir klar das sie mir auch das unwahrscheinlichste erzählen müssen .. trotzdem unschön was alles passieren kann.
Übermorgen geht es los ... dann kommt der Mist raus und dann geht es wieder aufwärts !
Nach einem sehr langen Tag bin ich nun wieder daheim !
Morgens um 5 ging es am Hotel los.
Um 5:30 war der kleine Flughafen in Mahé noch total ausgestorben ... sehr triste Stimmung, passend zu meiner Heimreisestimmung !
Pünktlich gestartet hatte ich auf dem 4 Stunden Flug Richtung Dubai wieder den Hauptgewinn: eine 4er Sitzreihe nur für mich.
Da ich heute Nacht eh nur wenig geschlafen habe konnte ich mich schön lang hinlegen und ein paar Stunden Schlaf nachholen ... der Flug bis Dubai ging also einfach im Schlaf vorbei !
In Dubai lief alles wie am Schnürchen ... ausgestiegen, Toilette und dann direkt wieder ins Flugzeug nach Düsseldorf einsteigen ... perfekt !
Im Flieger nach Düsseldorf hatte ich zwar auch Glück, aber nicht soviel wie auf dem Flug nach Dubai .. der Platz neben mir war zwar frei aber ich musste mir die 4er Sitzreihe mit jemand anderem teilen.
In Düsseldorf angekommen hat dann die Deutsche Bahn mal wieder bewiesen das sie zu nichts zu gebrauchen ist.
Ich wollte um 20:15 mit dem Zug nach Hause fahren ... dieser Zug ist ausgefallen weil es vorher zu viele Verspätungen gab ... der nächste passende Zug fuhr im 21:13 ... der hatte dann Verspätung bis 21:45 ... ein ganz normaler Tag bei der deutschen Bahn.
Während der 90 Minuten die ich am Bahnsteig saß ist NICHT EIN EINZIGER Zug pünktlich gefahren es kamen andauernd Durchsagen über Verspätungen und Ausfälle.
Es ist einfach nur ein Armutszeugnis !
Na ja, so bin ich halt erst recht spät Abends zuhause angekommen.
Nun geht es los: Mission Nierenkrebs ... übermorgen Voruntersuchung !
Eigentlich war heute Regen angesagt ... der Wettergott hatte aber noch einmal etwas Mitleid mit mir und hat beschlossen das zu verschieben.
Ja, das Wetter war sogar so gut das ich mich nach dem Frühstück noch einmal für ein paar Stunden an den Strand legen konnte ... Kraft tanken und mein Buch fertig lesen !
Gestärkt durch die herrliche Ruhe am Südstrand (Man liegt dort echt fast alleine !), bin ich losgezogen um noch einmal durch diese wundervolle Gegend zu spazieren.
Dieses mal hatte ich auch mein Makroobjektiv dabei (eigentlich aus Prinzip um jedes Teil meiner Ausrüstung wenigstens einmal genutzt zu haben !) und dabei habe ich doch tatsächlich noch einmal einer dieser coolen "Wespen" erwischt die hier ab und zu rumfliegen. Nur mit den Kolibris die ich ein oder zweimal gesehen hatte, hatte ich weniger Glück.
Am frühen Nachmittag habe ich mir dann das Stativ geschnappt und habe an meinem liebgewonnenen absolut einsamen Strand noch ein paar schöne Langzeitaufnahmen machen können.
Eine tolle Ausbeute.
Abends natürlich ... ein letzter Besuch in der Kabbana Bar.
Wie immer bin ich traurig heute Nacht abreisen zu müssen, andererseits freue ich mich sehr darauf meinen Sohn zu sehen, ich habe mich schon ziemlich einsam gefühlt dieses mal.
In den letzten Jahren habe ich mich bei meinen "Alleinreisen" sehr wohl gefühlt und war kein bisschen einsam ... dieses mal so kurz nach der Trennung war es leider anders. Es war ein bisschen früh um schon alleine zu verreisen aber der Termin der Reise stand ja lange vor dem Termin der plötzlichen Trennung.
Aber das wird schon besser, es braucht nur Zeit.
Nun kommt natürlich das was nicht mehr aufgeschoben wird ! Der Kampf gegen den Krebs !
Da mir die Wanderung durch den Dschungel entlang des "Nature Trail" hier so gut gefallen hatte, habe ich heute, nach ein wenig ausruhen am Strand, beschlossen das ganze noch einmal zu machen ... und dieses mal daran zu denken den Adapter für mein Teleobjektiv mitzunehmen !
Um die wundervolle Gegend hier voll auszukosten war mein Plan nach dem "Nature Trail" direkt den "Los Repas Trail" anzuschließen, der beginnt in der Nähe des "Nature Trail" an einem kleinen abgelegenen Strand.
Tja, leider habe ich die Gezeiten nicht bedacht. Am Ende des Nature Trail, am Strand angekommen, musste ich feststellen dass der "Los Repas Trail" nur bei Ebbe erreichbar ist.
Egal ... ich war eh schon wieder vollkommen fertig und nass geschwitzt.
Es war wieder eine herrliche Wanderung mit tollen Eindrücken und Ausblicken und meinem schweren Herz tut eine Wanderung in der Natur einfach nur gut !
Zum Sonnenuntergang wie immer: Sundowner in der Kabbana Bar .. ich liebe diese "Tradition"
Wie immer auf Reisen rast die Zeit nur so an einem vorbei ... schon ist die Hälfte dieser Reise wieder um.
Heute habe ich mir vorgenommen am Nordstrand mal "richtig" zu schnorcheln, denn am Südstrand gibt es ja nichts zu sehen.
Tja ... das war leider nichts.
Da wir hier stets Wind haben, haben wir auch stets Wellen, und der Sand am Nordstrand ist sehr viel feiner als am Südstrand ... ergo: Die Sichtweite dort ist ca 30 cm ... Schnorcheln ist damit also mehr oder weniger sinnlos.
Ich könnte jetzt natürlich noch eine Schnorcheltour buchen, aber ehrlich gesagt: So super wichtig ist mir das auch nicht ... ich bin stattdessen heute mal mit dem Teleobjektiv durch die weitläufige Anlage gezogen und habe ein paar Dinge aufs Bild bekommen die ich sonst so nicht erwischt hätte.
Das Herz ist immer noch ziemlich schwer, aber die traumhafte Umgebung macht den Kummer doch schon leichter ... nicht zu vergessen mein geliebter abendlicher Besuch in der "Kabana Bar"
Nach einem guten Frühstück bin ich erst einmal wieder zum relaxen ans Meer … nach einer Stunde dachte ich mir: Zeit mal deinen ganzen neuen Schnorchelkram zu testen.
Ok also das IPhone ins Unterwassergehäuse gepackt und los gehts.
Also die Ausrüstung ist super … Das Unterwassergehäuse ist dicht und das IPhone macht Unterwasser super Bilder, die Brille ist dicht (beschlägt trotz Zahnpasta Sonderbehandlung immer noch etwas !) und die Flossen sind bequem … allerdings gibt es am Südstrand (wo mein Zimmer ist !) nichts spannendes zu sehen beim Schnorcheln … ein paar Seegrasfelder und hier und da mal ein einzelner Fisch.
Ok die Ausrüstung hat den Test bestanden … Das Riff ist ja am Nordstrand … ein anderer Tag !
Danach habe ich mir die Kamera geschnappt und habe mich auf den Nature Hike Trail begeben, einem Wanderpfad der hier quer durch den Dschungel führt und irgendwann am Nordstrand endet.
Wow war das genial ! Kam mir vor wie Indiana Jones !
Absolut tolles Erlebnis, vollkommen alleine tief im Dschungel … seit Wochen einer der ersten Momente in denen sich allein nicht falsch angefühlt hat. Es war eine tolle Wanderung.
Unterwegs durfte ich dann Bekanntschaft mit der heimischen Tierwelt machen … zum einen handgroße Palmspinnen und zum anderen Tenrecs … sehen aus wie halb Igel und halb Spitzmaus.
Ein toller Pfad der quer über einen Berg führt und unterwegs traumhafte Ausblicke ermöglicht.
Doof war: Ich habe meine Teleobjektiv dabei gehabt aber den Adapter für EOS R vergessen … also habe ich das 1,5 Kg schwere Objektiv vollkommen umsonst durch den Dschungel geschleppt.
Am anderen Ende angekommen war ich erstmal vollkommen nass geschwitzt !
Am Anschluss habe ich noch einen einsamen Strand besucht, dort beginnt ein weiterer Hiking Pfad, der Los Repas Trail … aber um den auch noch zu gehen bin ich heute zu platt.
Da ich schon mal am Nordstrand bin und die Zeit auch passt: Erstmal wieder in die Kabana Bar einen oder zwei Sundowner trinken …
Ich habe auf jeden Fall schon schlechter gelebt … auch wenn mich immer wieder Erinnerungen einholen. Erinnerungen an das was leider vorüber ist und Erinnerungen an das was direkt nach dieser Reise vor mir liegt.
Nachdem der Tag gestern eher davon geprägt war „anzukommen“ und den Flug zu „verdauen“ wurde es heute Zeit in den Urlaub „einzutauchen“.
Nach einem tollen Frühstück habe ich erst einmal das getan wozu ich hier bin … mich unter eine Palme an den perfekten Sandstrand gelegt und das Meer und die Sonne ein wenig auf mich einwirken lassen.
Meiner armen geprügelten Seele tut das unfassbar gut !
Zum Nachmittag habe ich mir dann die Kamera geschnappt und mir mal diese unfassbar schöne Anlage hier angesehen … das Gelände des Hotels ist einfach riesig und es ist so unfassbar ruhig hier !
Die Menschen verteilen sich weit über die Anlage in kleinen Bungaloweinheiten mit max. 4 Zimmern … keine Partygäste, keine Musik am Strand, keine Beachverkäufer und keine Jet Skies.
Hätte sich mein Leben nicht erst vor kurzem so drastisch ins negative verändert würde ich jetzt wohl Räder schlagen vor Glück … leider bringt diese Ruhe derzeit auch ein gutes Stück Einsamkeit mit sich … Was dämlich ist, denn ich wäre so oder so alleine hierher gefahren … der einzige Unterschied ist dass ich jetzt nicht ein oder zwei Fotos zu meiner Ex Freundin schicke die mir darauf wahrscheinlich nicht mal antwortet oder nur ein „schön“ schickt …. Aber dennoch spürt man den Unterschied !
Zum Sonnenuntergang gab es erst einmal ein leckeres Krefelder an der tollen Kabana Bar des Resort … es sind 2 Km von meinem Zimmer bis dahin … ein schöner Spaziergang durch Mangroven und eine sehr gepflegte Anlage !
Ich liebe es hier !
